Hier ist eine kleine Kirche, die jedoch seit langem nicht mehr genutzt wird.

@Haru @Kaien

Als ich ankam, war bereits alles in tiefem Rot getaucht und ich war erleichtert darüber, dass mein ehemaliger Schützling nicht gemeinsam mit mir hier war.
Dies war kein Anblick, den man einer jungen Frau ihres Alters oder überhaupt jemanden zumuten sollte, selbst wenn diese eine der besten Hunter war.

Mit tiefen Falten auf der Stirn, betrachtete ich ernst die Kinderleichen vor mir, während sich auf meiner rechten ein blonder, junger Mann einfand.

"Yagari, das Alter der Opfer liegt im Bereich zwischen 8 und 12 Jahren, es gibt keine Zusammenhänge zwischen den Leichen, Wohnorte sind verschieden, ebenso wie die Geschlechter. Die einzige Gemeinsamkeit die alle 15 Kinder aufweisen, sind die schwarzen Haare und die auffällig hellen Augen. Neben diesen angeborenen Merkmalen, wurde jedem von ihnen ein Symbol in die Haut geritzt, oberhalb des Hüftknochens. Leider haben wir keinen Anhaltspunkt gefunden, kein Familienwappen, keine bekannten Initialien nichts.

Ich antwortete nicht auf die Analyse, stattdessen kniete ich weiter vor den armen, gequälten Seelen, welche so unliebsame und gewaltvoll aus ihren Leben gerissen wurden, nur um uns diese alamierende Botschaft zu überbringen.
Es tut mir leid, dass wir euch nicht retten konnten.

Langsam erhob ich mich aus meiner kauernden Position.
Meine Gedanken kreisten. Es war so offensichtlich, zu offensichtlich. Dieses Symbol war dem Wappen der Himekiri zum verwechseln ähnlich und die Kinder gleichten für meinen Geschmack zu sehr der Dunkelhaarigen, welche in diesem Moment unwissend den Unterricht weiterführende. Weit weg von diesem Schlachtfeld aus Blut und Angst.

Verdammte Scheiße.

"Ich möchte, dass jedes Kind ein anständiges Begräbnis bekommt, versucht die Eltern ausfindig zu machen und überbringt die Ergebnisse so schnell wie es geht Kaien Cro...-

" Scheiße, scheiße.. Ver..-verpiss dich verdammt. Hau ab, ich.. Ich.. -"
Schreie so von Angst geprägt, dass es einen kalt den Rücken runterlief, durchbrachen die stummen Schreie der hier gestorbenen.

"Kaito.. Beruhige dich, du bildest dir das doch nur ein. Ich bins verdammt, Jack, wir sind Freunde, weißt du nicht mehr?"

Fassungslos verfolgte ich dem Szenario, was sich uns allen bot. Meine Irden folgten dem dunkelhaarigen Hunter, der so eben versuchte mit erhobenen Armen seinem Kameraden zu beruhigen, welcher wie ein Irrer seine Schusswaffe auf diesen hielt und panisch aus vollem Leibe schrie, als durchlebe er einen seiner schlimmsten Albträume, als würde der Tod persönlich nach ihm greifen.

.. Seine Augen.... - und dann machte es Klick. Er war nicht anwesend, Seine Irden verdrehten sich unmenschlich in die Augenhöhlen zurück. Was auch immer so eben geschehen war, Kaito war nicht mehr Herr seiner Sinne.

Verfluchter Mist!

Jack entferne dich sofort von ihm! hörte ich nur noch meinen eigenen Befehl in den Ohren widerhallen. Doch er reagierte nicht, er hoffte seinen Freund die Waffe entreißen zu können. Ein fataler Fehler.

"Scheiße!" fluchte ich und dann geschieh alles, als würde jemand die Zeit langsamer drehen.

Ich sah mich selbst rennen, hörte meinen rasselnden Atem. Ich war so nah, nur noch ein kleines Stück fehlte mir.
Meine Arme ausgestreckte stieß ich den Dunkelhaarige beiseite, als ein stechender Schmerz meine Schulter durchzog.
Ich spürte mein Fleisch zerreißen, Knochen splittern, ehe ein weiterer Schuss fiel und neben mir ein dumpfer Aufprall zu hören war.

Alleinig aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Körper des Jüngeren, welcher so eben noch auf mich geschossen hatte leblos auf den harten Asphalt aufschlug.
Frisches hellrotes Blut, vermischte sich mit dem alten, stinkenden Lebenssaft der einst lebenden Kinder.

Yagari! Bestattet sofort Bericht, schickt Nachricht an Kaien und holt Verstärkung.

@Yukio

Schwermütig betrachtete ich das leuchtende Abendrot, welches den Abschied des heutigen Tages ankündigte.
Blutiges rot, verschmolzen mit der kräftigen Farbe der Sonne.

...Sakura...Sieh, welch prächtiges Farbenspiel

Eine uralte Erinnerung schlich sich voran, suchte sich Platz in meinen Gedanken und ich ließ diese gewähren. Eine schmerzhafte süße, so penetrant, dass man sie vernichten vermochte und doch löste diese kleine Frequenz eine solch unstillbare Sehnsucht in mir aus. Erinnerte mich an die Zeiten, in denen meine wunderschöne Kirschblüte alleinig die meine war und ich für sie der strahlende Prinz.
Der Horizont gehörte uns.

.. So viele verstrichene Jahrhunderte..

Noch immer sah ich sie vor meinem inneren Auge tanzen, in ihrem so hübschen weißen Kleid und der langen Schleppe, die in den kühlen Böen der Nacht wild umher flog. Ihren ohnehin so schönen Gesicht, die Eleganz einer wahren Königin bescherte.

In der melancholie der Vergangenheit gefangen, wanderten meine langen Finger zu meiner Brust. An die Stelle, an der man ein schlagendes Herz vermutete.
Nichts war geblieben, kein pochen, keine Wärme. Nur unendliche, gefräßige Leere.

Ich verspürte nichts. Nicht einmal, als die ersten Tropfen meines kostbaren Lebenssaftes, den alten hölzernen Boden benetzten. Sich meine Nägel immer tiefer in das wunde Fleisch meines Oberkörpees bohrten, bis sie seicht über die darunter liegenden Knochen schabten.
Zu gerne hätte ich mir das Organ, welche meine Rippen versuchten zu schützen heraus gerissen. Nur um diesem elendigen Gefühl zu entkommen.

Doch gerade als dieses präsente Verlangen seinen Höhepunkt erreichte, zog ich mich zurück. Betrachtete argwöhnisch das Blut, welches regelrecht von meinem Arm rann, ehe ich meine Irden erneut nach draußen richtete.

Finde meine schöne Sonne, Yukio.

@Yukio

Befriedigt verzog ich die Lippen, zu einem unheilvollen Lächeln. Beäugte die junge Frau in meinen Armen, welche so eben ihren letzten Atemzug tat und deren vor Angst erstarrten Gesichtszüge, sich langsam anfingen zu lockern.

"Gib dich den Schwingen des ewigen Schlafen hin."
Hauchte ich in das blasse, blutleere Ohr.

Nichts war von der einst nett anzusehenen Dame übrig geblieben. Lediglich eine organische, zusammen gefallene Hülle, die von dem Wind, welcher durch die einzelnen brüchige Stellen pfiff, immer weiter hinweg getragen wurde.

Staub zu Staub.

Vorsichtig wischte ich die letzten Reste des dunklen Lebenssaftes, der noch an meinen Mundwinkeln haftete weg.
Denn etwas anderes zog in diesem Moment meine Aufmerksamkeit auf sich.
Tief sog ich den süßlichen Geruch in meine Lungen, der sich wie dichter Nebel um mich schlung. Zu bekannt war mir dieser.

Yukio hatte seine Aufgabe erfolgreich durchgeführt und all unsere hinterbliebenen Spuren von mir und dem Wesen meiner Begierde beseitigt.
Kein anderer Anhänger der Nacht könnte meinen Duft nun noch ausfindig machen.